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Schloss Jahnishausen - Kulturgeschichtlicher Überblick
Einführung und Teil 1
Zusammengestellt von Peter Griepentrog
Das Text- und Bildmaterial wird unregelmässig erweitert Stand: 09. 09. 2024
Ergänzungen, Fragen und Korrekturen gern per Mail an: peter.griepentrog[at]a-d-j.de
Ein Kulturdenkmal ist ein Zeugnis menschlicher Geschichte, Kultur und Entwicklung, an dessen Erhaltung ein öffentliches Interesse besteht. Aufgrund des Denkmalwertes steht es deshalb im Allgemeinen unter Denkmalschutz (wikipedia). |
Zeichnung: Sylvia Freidler
Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft Wilhelm von Humboldt
Fragt man nach der kulturhistorischen Bedeutung von Schloss Jahnishausen, wird nahe liegender Weise als erstes König Johann von Sachsen genannt. Das ist zweifelsfrei berechtigt: Die letztgültige Bauform des Schlossgebäudes entstammt seiner Zeit als Gutsherr. Auch ist allgemein bekannt, wie sehr die prinzliche, später königliche Familie Jahnishausen als Erholungs- und Rückzugsort schätzte und dass Johann bei seinen Aufenthalten in Jahnishausen an der Übersetzung von Dante Alighieris „Comedia“ arbeitete.
Daneben verblassen verständlicher Weise andere, ebenfalls bedeutende Persönlichkeiten, die mit der700-jährigen Geschichte von Schloss Jahnishausen verbunden sind. Auch sie stehen beispielhaft für Themen, die es wert sind in unserer Erinnerung zu bleiben oder neu entdeckt zu werden.
In der Geschichte von Schloss Jahnishausen sind es also nicht allein die Gutsherrschaften aus dem sächsischen Adel, die ihre zeitgenössische Kultur repräsentieren. Ihre Leistungen, Leiden und Irrtümer sind unauflösbar verknüpft mit den Lebensgeschichten all der unbekannt gebliebenen Mitwirkenden im sozialen Feld der Ritterguts- und Dorfbewohner.
Teil 1 Bis 1824 - Besitzer aus dem sächsischen Adel
Schloss Jahnishausen ist aus einer mittelalterlichen Burgengründung hervorgegangen, die vermutlich eine von Wasser umgebene Turmburg gewesen ist. Der Archäologe Gerhard Billig sieht im gegenwärtigen Schloss Jahnishausen eine überbaute Wasserburg aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die bis heute für den Schlossteich gebräuchliche Bezeichnung „Wal“ (mundartlich: Wall) deutet darauf hin. Ungeklärt ist, ob die 1936 als Bodendenkmal ausgewiesene Insel im Wal mit dem Standort der ursprünglichen Wasserburg identisch ist. Nach bisherigen Erkenntnissen zur Baugeschichte des Schlosses scheint es eher unwahrscheinlich zu sein.
Jahnishausen, das bis um 1500 den Ortsnamen Watzschwitz führte, wird 1334 in einem Steuerverzeichnis als Wacswicz ersterwähnt. Die Bedeutung des slawischen Ortsnamens: Vadcovici = Leute des Vad(e)c. 1503 wird der Ort erstmals als Herrensitz bezeichnet.
Bis 1824 war das Rittergut Jahnishausen im Besitz verschiedener Familien des sächsischen Adels, unter ihnen einige bedeutende Persönlichkeiten: Jahn von Schleinitz, August von Kötteritz, Maria Sophia von Reichenbach, Georg Wilhelm von Hopfgarten..
1.1 1431 wird als Besitzer Bernhard von Canitz zu Waschwitz genannt, der in diesem Jahr mit den Gütern seines verstorbenen Bruders Heinrich belehnt wurde.
1.2 Nach Mitte des 15. Jahrhunderts kam Watzschwitz in den Besitz derer von Schleinitz auf Seerhausen. Die Familie von Schleinitz zählte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zu den einflussreichsten Adelsgeschlechtern in Sachsen. Als erster Schleinitzscher Besitzer wird Ritter Hans von Schleinitz auf Seerhausen, Amtmann zu Großenhain, genannt. Er verstarb 1476. Seine Söhne Dietrich und Jahn teilten ihr Erbe erst 1501.
Hans von Schleinitz , † 1476
Epitaph in der Schleinitzkapelle, St. Afra, Meißen Foto: P.Griepentrog
1.3 Das bis um 1500 als Vorwerk genutzte Watzschwitz wurde im Zuge der Erbteilung zum Rittersitz. Der Ortsname wurde nach dem Besitzer Johann (Jahn) von Schleinitz in Jahnishausen (Jahnshausen) umbenannt.
Jahn von Schleinitz bekleidete unter Herzog Georg dem Bärtigen bis ca. 1510 das Amt eines meißnischen Landvogtes mit Sitz in Pirna.
(Vögte übernahmen im Auftrag weltlicher Herrscher hohe Verwaltungsaufgaben. Sie legten Steuern fest und zogen diese ein, sie hielten Gericht und ahndeten Vergehen).
Durch seinen Übertritt zum lutherischen Glauben zog sich Jahn v. Schleinitz die Ungnade des Landesherren zu und damit auch den Verlust seines Amtes.
Obwohl Luthers Lehre beim sächsischen Adel viele Anhänger gefunden hatte, machten doch die Wenigsten ihre Gesinnung öffentlich, solange Herzog Georg noch lebte, der den katholischen Glauben für das albertinische Sachsen mit allen verfügbaren Mitteln zu erhalten suchte
Der Historiker Lorenz Peckenstein berichtet um 1608 anekdotisch, dass bei einer späteren Begegnung Jahns mit Herzog Georg dieser ihm gedroht habe, dass er einstmals auf dem Rücken heimkehren könnte, falls er von der ketzerischen Lehre nicht lasse. Worauf Jahn unerschrocken geantwortet haben soll, dass man Gott im Himmel mehr Gehorsam leisten müsse als den Menschen.
Epitaph des Jahn von Schleinitz auf Jahnishausen † 1526
Schleinitzkapelle, St. Afra in Meißen Foto: P. Griepentrog
Jahn blieb also seinem Glauben treu, und er trat auch für das Wohl seiner Guts- und Dorfbewohner ein. In diesem Sinne führte er mit Martin Luther 1523 einen kurzen Briefwechsel, von dem nur Luthers Antwort erhalten ist.
Ein Junggeselle (katholischen Glaubens) wollte eine Witwe zur Frau nehmen, deren verstorbener Mann sein Firmpate gewesen war. Diese geistige Verwandtschaft war im katholischen Verständnis einer leiblichen Verwandtschaft gleichgestellt, was also eine Heirat ausschloss. Ein Dispens war grundsätzlich möglich, aber nur von höchsten kirchlichen Würdenträgern und mit viel Geld zu erlangen. Der Junggeselle hatte sich mit der Bitte um päpstliche Dispensation bereits vergeblich an den Bischof von Meißen gewendet, bevor dieser wegen der Heiligsprechung von St. Benno nach Rom gereist war.
Luthers Antwortbrief missbilligt mit geharnischten Worten das Verhalten der katholischen Kirche, unter anderem deshalb, weil sie zu Ausnahmen im Umgang mit Gottes Geboten bei Zahlung einer „angemessenen“ Geldsumme bereit war.
Jahn von Schleinitz starb 1526 in Jahnishausen, verschuldet und ohne männliche Erben.
1.4 Den Besitz übernahm nach dem Tod von Jahn sein Bruder Dietrich von Schleinitz auf Seerhausen, so dass Seerhausen und Jahnishausen wieder in einer Hand waren.
Nach seinem Tod, 1528, bewirtschafteten seine vier Söhne ihr Erbe vorerst gemeinsam.
1.5 1549 übernahm der jüngste der vier Brüder, ebenfalls Dietrich mit Namen, den Gutskomplex Jahnishausen.
Dietrich von Schleinitz auf Jahnishausen vergrößerte seinen Gutsbezirk, u.a. durch Zukauf des halben Dorfes Pausitz, welches bis dahin nur partiell zu Jahnishausen gehört hatte. 1551 kam auch Gostewitz zum Rittergut Jahnishausen.
Dietrich ist der Begründer des Pfarramtes Pausitz. Für die Besoldung des Pfarrers richtete er testamentarisch eine lange bestehende Stiftung ein. Eine weitere Stiftung richtete er ein zugunsten von Armen der Gemeinde.
Dietrich von Schleinitz auf Jahnishausen † 1588
Epitaph in der Kirche von Pausitz / Riesa Foto: P. Griepentrog
1588 gestorben, wurde Dietrich in der Pausitzer Kirche beigesetzt.
Da Dietrich keine männlichen Erben hinterließ, ging das Rittergut Jahnishausen für ein halbes Jahrhundert an die von Schleinitz auf Bornitz und Hof.
1.6 1588 – 1612 Dietrich von Schleinitz auf Bornitz, Hof und Jahnishausen, Inspektor der Landesschule in Meißen (gegr. 1543).
1.7 1612 – 1637 Dietrich von Schleinitz auf Bornitz, Hof und Jahnishausen.
1.8 1638 ging das Jahnishauser Gut an Wolf Dietrich von Schleinitz auf Bornitz und Jahnishausen über. In seine Zeit fallen die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges. In den Jahren 1636 und 1637 hatten schwedische Truppen Jahnishausen bereits heimgesucht, so dass Wolf Dietrich sein Erbe in einem trostlosen Zustand antrat. Weitere Verwüstungen durch die „Schweden“ erfolgten 1640. Durch Kriegsschäden erheblich verschuldet verkaufte Wolf Dietrich von Schleinitz seinen Jahnishausener Besitz 1641 an den Oberkriegskommissar Joachim von Schleinitz aus dem Hause Schieritz.
1.9 1642 war Joachim von Schleinitz auf Schieritz Kommandant der belagerten Stadt Leipzig. Wegen angeblich voreiliger Kapitulation und Übergabe der Stadt an das schwedische Militär wurde ihm der Prozess gemacht und sein gesamter Besitz beschlagnahmt. Erst nach seinem Tode 1644 wurden seine Brüder mit dem Grundbesitz neu belehnt. Jahnishausen kam 1645 an den sächsischer Oberst Heinrich von Schleinitz.
Heinrich von Schleinitz , 1573 - 1654
Epitaph in St. Afra, Meißen Foto: P. Griepentrog
1.10 Heinrich von Schleinitz auf Jahna, Jahnishausen und Bischdorf soll als kursächsischer Oberst bei "den Schweden" besonders verhasst gewesen sein. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Jahnishausen 1645 zum vierten Mal gebrandschatzt wurde (1646 konnte Heinrich v. Schleinitz einen Mordanschlag auf den sächsischen Kurfürst Johann Georg I. durch den schwedischen Oberst Wanke verhindern). Da es Heinrich v. Schleinitz nicht möglich war, das verwüstete Gut zu halten, verkaufte er es 1645 an den Rittmeister August von Kötteritz.
Hohe Straße / Via Regia Die häufigen Verwüstungen während des dreißjährigen Krieges sind sehr wahrscheinlich auch der Lage von Jahnishausen an der Hohen Straße von Leipzig nach Breslau geschuldet. Als bedeutendste west-östliche Handelsstraße in Sachsen (heute meist als Via Regia bezeichnet) war sie zugleich auch Heerstraße.
Jahnishausen - Sächsische Landesvermessung
Matthias Öder, um 1600 (Nachzeichnung Ur-Öder)
Die älteste, skizzenhafte Darstellung von Schloss Jahnishausen, vor dem Dreißigjährigen Krieg entstanden, findet sich in den Unterlagen der ersten sächsischen Landesvermessung durch Matthias Öder zwischen 1586 und 1634 (Uröder, Blatt 272).
Die Zeichnung deutet an, dass das Jahnishausener Schloss zu diesem Zeitpunkt aus einem einfachen Längsbau, dem heutigen Ostflügel, bestanden haben könnte. Die aus zwei stumpfwinklig zusammengefügten Gebäudeflügel bestehende Bauform von Schloss Jahnishausen scheint also kurz vor Beginn des Dreißigjährigem Krieg entstanden zu sein.
Nach bauhistorischen Befunden sind bedeutende Teile des westlichen Flügels in das 17. Jahrhundert zu datieren, also in die Zeit der schleinitzschen oder kötteritzschen Gutsherrschaft.
1.11 Von 1645 bis 1672 war Schloss und Rittergut Jahnishausen im Besitz von August von Kötteritz
Lebenszeit: 1602 (Kroptewitz) - 1672 (Jahnishausen)
Verheiratet: 1635 mit Maria Sibylla geb. von Sahlhausen, † 1669, sieben gemeinsame Kinder
Zweite Ehe: 1672 mit Anna Maria geb. von Erdmannsdorf, † 1676
August. v. Kötteritz hatte in seiner Laufbahn als Rittmeister drei Königen gedient: Christian XVII von Dänemark, Ludwig XIII von Frankreich, Gustav Adolf von Schweden.
Neben dem Wiederaufbau des Gutes war es ihm ein besonderes Anliegen, dem Ort eine eigene Kirche zu geben. Dieser, dem heiligen Kinde Jesu gewidmete Kirchenbau hat einen ovalen, für die deutsche Renaissance ungewöhnlichen Grundriss. Da die beiden kötteritzschen Söhne auf ihrer „Kavalierstour“ Italien bereist hatten, ist ein italienischer Einfluss denkbar.
Der Einweihungspredigt von 1666 ist zu entnehmen, dass zu dieser Zeit (20 Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges) einige Wohnhäuser in Jahnishausen noch wüst (zerstört) waren. Dennoch hätten die Bewohner des Dorfes sich am Bau des Gotteshauses beteiligt, ohne zuerst an sich zu denken. In der den Betrieb der Kirche regelnden Urkunde des Konsistoriums wurde deshalb festgehalten: Die Eingepfarrten sollten, dafern heute oder morgen die Jahnishausener Kirche baufällig werden und Reparatur bedürfen sollte, gehalten sein, zwar Bau- und Handdienste willig zu tun; zu Anlagen aber und Geldbetrag unverbunden sein.
August von Kötteritz starb70-jährig in Jahnishausen und wurde in der Pausitzer Kirche beigesetzt. In zeitgenössischen Würdigungen wurde er als rechtdenkender, jederzeit hilfsbereiter Gerichtsherr beschrieben: Durch seinen Tod haben wir einen unvergleichlichen Mann und Patrioten, ja einen Vater verloren, der sich um das Land und viele hundert Christen wohlverdient gemacht, - und nicht ein einziger Mensch wohl wird gefunden werden, der dem seligen Herrn nicht noch lange Jahre gewünscht hätte.
1.12 Das Gut erbte Friedrich August von Kötteritz, Gutsherr von 1672 bis 1676
Sohn des August v. Kötteritz,
Lebenszeit: 1639 – 1676 (Jahnishausen)
Verheiratet 1672 mit Maria Elisabeth, geb. v. Bünau auf Riesa, eine gemeinsame Tochter.
F.A. v. Kötteritz war Inspektor der Fürstlichen Landesschule St. Afra in Meißen.
1674 wurde ein „Drachenprozess“ beim Patrimonialgericht Jahnishausen verhandelt. Es handelte sich um eine Verleumdungsklage des Ehepaares Burckerdt aus Nickritz gegen den Vorwurf, sie hätten durch falsches Füttern eines Drachens einen Brand verursacht. 1
Der „Drache zu Nickritz“ ist bis heute Bestandteil von Sammlungen sächsischer Sagen. Als Musterbeispiel von Wirkungen des Aberglaubens beruht die Grundlage der Überlieferungen vollständig auf Gerichtsprotokollen.
Die Gerichtsbarkeit war an den Besitz eines Gutes (patrimonium) und den Adelsstand des Besitzers gebunden. Der Grundherr war Gerichtsherr und war als solcher befugt, seine Gerichtsbarkeit gegenüber seinen Untertanen selbst auszuüben. Bei fehlender juristischer Qualifikation musste er die Gerichtsbarkeit durch eigene von ihm bestellte Rechtsgelehrte (Gerichtshalter, Pfleger, Gerichtsverwalter, Justitiare, Gerichtsdirektoren) ausüben. (Wikipedia)
Friedrich August v. Kötteritz verstarb 1676 im Alter von 37 Jahren. Nach zeitgenössischen Würdigungen hat er allgemein in hohem Ansehen gestanden – sonderlich seiner Dexterität [Gewandtheit], Aufrichtigkeit und Freundlichkeit wegen. Da er keine männlichen Erben hinterließ, wurde das Rittergut verkauft.
1) Karl von Weber „Aus vier Jahrhunderten – Mittheilungen aus dem Haupt-Staatsarchiv zu Dresden – Bd.2“, Leipzig, 1861, Seiten 326 – 328 Digitalisat
1.13 Marie Sophie verw. Freifrau von Reichenbach, geb. von Friesen, Gutsherrin von 1676 bis 1718
Lebenszeit: 1652 (Schönfeld / Dresden) – 1718 (Jahnishausen)
Sie war eine Tochter des kurfürstlichen Geheimrates und Diplomaten Heinrich von Friesen auf Schönfeld (1610 – 1680) und Maria Margareta von Lützelburg (1632 – 1689)
Im Alter von 15 Jahren wurde sie verheiratet mit Freiherr Christoph Heinrich Freiherr von Reichenbach auf Siebeneichen (1610 - 1667) bei Jauer in Schlesien ( heute: Debowy Gaj). Bereits einige Wochen nach der Hochzeit wurde Freifrau von Reichenbach zur Witwe. Sie ging keine neue Heirat ein. 2
- Eine großzügige Erbschaft ermöglichte ihr den Kauf des Rittergutes Jahnishausen. Gutsbesitzerinnen waren zu dieser Zeit selten, auch nicht gewünscht, da sie aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit im Landtag keinen Sitz einnehmen konnten, dieser dann also unbesetzt bleiben musste. Der Kauf erfolgte deshalb durch einen männlichen Verwandten, Georg Andreas v. Reichenbach. 3
- Frfr. v. Reichenbach scheint den Gutsbetrieb über 40 Jahre selber geleitet zu haben.
- 1677 erfolgte eine Umwandlung des Ritterguts Jahnishausen von einem Lehen in ein Allodial (persönliches Eigentum)
- Frfr. v. Reichenbach war Kollatorin der Kirche in Pausitz und Patronin der Kirchen in Mehltheuer und Prausitz.
Die Kollatur ist das Recht, eine geistliche Stelle zu besetzen. Patronatsrechte sind teils Ehrenrechte, z. B. auf einen besonderen Sitzplatz in der Kirche im Patronatsgestühl und die Erwähnung im Gebet, teils wirkliche Rechte wie z. B. die Möglichkeit, bei einer Wiederbesetzung einer Pfarrei den neuen Pfarrer der kirchlichen Instanz vorzuschlagen (Präsentationsrecht) und die Übernahme des Pfarramts durch eine dem Patron nicht genehme Person zu verhindern (Vetorecht). Zu den Pflichten eines Patrons gehört die Kirchenbaulast am Kirchengebäude, oft auch die Besoldung des Pfarrers. Wikipedia
- 1694 Als Vorstufe zu einer Schulgründung in Prausitz bestellte Frfr. v. Reichenbach einen Kinderlehrer.
- 1709 Einrichtung eines Diakonats an der Jahnishausener Kirche, das 1713 erlosch, da der Diakon, Gottlob Benjamin Gleyner, die Pfarrstelle in Pausitz übernahm. Anlass für das Diakonat war neben dem Wunsch der gealterten Gutsherrin, bei schlechtem Gesundheitszustand keine weiten Wege beim Kirchenbesuch zurücklegen zu müssen, auch ein religiöses Bildungsangebot für die Gutsmitarbeiter.
- 1716 Einrichtung einer Stiftung zur Versorgung armer Kranker aus den Dörfern des Gerichts Jahnishausen mit Medikamenten und Wartung.
- 1717 richtete Frfr. v. Reichenbach für 12 bedürftige Kinder aus dem Gutsbezirk eine Schulstiftung in Mehltheuer nach den pädagogischen Konzepten des Halleschen Pietismus ein (Vorbild: August Hermann. Franke); Einlage: 7000 Gulden; die Stiftung hatte bis 1918 (Ende des Königreichs Sachsen) Bestand. 4
- Interesse und Engagement von Marie Sophie v. Reichenbach für alle Aspekte des kirchlichen- und religiösen Lebens. Zu ihrer Zeit war ein anderweitiges Engagement für Frauen so gut wie unmöglich. Adelige Töchte erhielten in dieser Zeit (in den meisten Fällen) bestenfalls Religions- oder Sprachunterricht durch Hauslehrer.
- Sie war eine einflussreiche Pietistin – (lat. Pietas = Frömmigkeit); der Pietismus war nach der Reformation die wichtigste Reformbewegung im kontinentaleuropäischen Protestantismus durch Rückbesinnung auf dessen zentralen Inhalte und Förderung von Frömmigkeit; benannt nach Philipp Jacob Speners Buch: „Pia Desideria (Fromme Wünsche)“. 1686 - 1691 war Spener Oberhofprediger in Dresden, wo er Kontakte mit der Familie v. Friesen pflegte. Der Pietismus veränderte nicht nur die Kirche, sondern beeinflusste weite Bereiche der damaligen Gesellschaft.
In dem sächsisch-pietistischen Kreis, der dem kurfürstlich „leichtlebigen Hofleben“ kritisch gegenüberstand, nahm Marie Sophie v. Reichenbach neben Henriette Catharina von Gersdorf (Großmutter und Erzieherin von Nicolaus Ludwig Graf v. Zinzendorf) eine bedeutende Rolle ein. 5
- Briefwechsel mit August Hermann Franke zu pädagogischen Fragestellungen und über finanzielle Zuwendungen für Projekte der Frankeschen Stiftungen Ein schriftlich angekündigter Besuch Frankes in Jahnishausen ist vermutlich nicht zustande gekommen (24 erhaltene Briefe an Franke).
- Kontakte mit dem Theologen Johann Wilhelm Petersen und Johanna Eleonora Petersen, beide bedeutend Persönlichkeiten des radikalen (kirchenkritischen) Pietismus. Johanna Eleonora Petersen, geb. von Merlau war eine für ihre Zeit ungewöhnlich gebildete Frau. Neben theologischen Werken hat sie auch Übersetzungen von Moliere verfasst. Problematisch war die chileastische (endzeitliche) Ausrichtung der Petersens. Sie strebten aber wie wohl auch Marie Sophie v. Reichenbach keine Abspaltung von der Kirche an, sondern deren Reform.
- 1692 holte sie Rosamunde Juliane von der Asseburg („Visionärin des Pietismus“), die sie bei den Petersens kennengelernt hatte, als Gesellschafterin nach Jahnishausen, wo diese bis zu ihrem Tod 1712 blieb. 1708 kamen die Petersens zu einem Besuch nach Jahnishausen.
Rosamunde Juliane von der Asseburg (* 1672 in Eggenstedt; † 8. November 1712 in Jahnishausen) war eine religiös Visionärin, deren prophetische Gabe vielleicht mit dem einsetzenden Pietismus in Verbindung zu bringen ist. (Wikipedia)
- 1694 brannte ein größerer Teil des Rittergutes durch Blitzschlag ab.
- In die Zeit der Gutsherrschaft von Frfr. v. Reichenbach fiel der vom Gericht Jahnishausen untersuchte Fall des „Kobolds von Pausitz“, 1696“, (der wie der „Drache von Nickritz“ in sächsischen Sagensammlungen tradiert ist). 6
- 1704 erfolgte eine gerichtliche Auseinandersetzung mit Gostewitzer Bauern wegen der Abnahmepflicht von Bier beim Rittergut Jahnishausen (Gewerbe/Brauzwang).
- 1706, 1710, 1714 mussten Straßenbaudienste an der Hohen Straße (Via Regia) von Leipzig nach Breslau geleistet werden. Da die Straße nicht befestigt war, wurde sie nun durch viele Pfähle eingeschränkt, um eine ständige Verbreiterung durch zusätzliche Spurgleise zu verhindern.
- 1717 wird der Schlossgarten in Jahnishausen gerühmt und die Anlage eines kleinen „botanischen Gartens“ neben dem Schloss erwähnt.
- 1718 Beim Tod von Marie Sophie von Reichenbach war ihr Gut schuldenfrei!
2) „Fortsetzung des allgem. Histor. LEXICI“, Bd.5, Leipzig, 1740, Seite 523 Digitalisat
3) Johann Heinrich Zedler „Universal Lexicon“, Bd. 31, Leipzig und Halle 1742, Sp. 37 Digitalisat
4) Steffen Stolz „Maria Sophia von Reichenbach (1652-1718) und ihre Schulstiftung in Mehltheuer" In: „Zwischen Keppritz und Jahna“, München, 2006
5) Max Trippenbach „Rosamunde Juliane von der Asseburg – die Prophetin und Heilige des Pietismus“, Sangershausen, 1914, Seite 324
6) Karl von Weber „Aus vier Jahrhunderten – Mittheilungen aus dem Haupt-Staatsarchiv zu Dresden – Bd.2“, Leipzig, 1861, Seiten 328 – 333 Digitalisat
1.14 1718 erbte ein Sohn ihrer Schwester Ursula Regina das Gut in Jahnishausen: August Heinrich Gottlob Graf von Callenberg, Gutsherr von 1718 – 1730
Lebenszeit: 1695 – 1768
1721 Heirat mit Frau Charlotte Katharina geb. Gräfin von Bose in Dresden, drei Kinder.
- Von Callenberg war Erbherr (Besitzer) der freien Standesherrschaft Muskau, wirklicher geheimer Rat, königl. poln. Kammerherr, Hofmarschall, von 1752 – 1764 sächsischer Gesandter in Bayern, Domprobst des Hochstiftes Meißen und führte den Titel eines Generalpostmeisters.
- 1725 weigerten sich Fronbauern des Gerichtsbezirkes Jahnishausen, auch bei Androhung von Schlägen, mit Gebüsch bewachsene, wüstliegende Äcker zu roden und verklagen v. Callenberg beim Oberhofgericht Leipzig. 7
- Im Juni 1730 war während der großen sächsischen Heeresschau „Zeithainer Lager“ der Diplomat Ernst Christoph Graf von Manteufel“ im Schloss Jahnishausen einquartiert. Manteufel war einflussreicher Mäzen der Universität Leipzig und Förderer der Philosophie Christian Wolfs (Aufklärung).
7) Johann Gottlob Klingner „Sammlungen zum Dorf- und Bauren-Rechte“ 2.Teil, Leipzig, 1750, Seiten 990f, 993 Digitalisat und Teil 4, Leipzig, 1755, Seite 458f Digitalisat
1.15 1730 mußte Graf Callenberg die gesamte Besitzung Jahnishausen an seine von ihm getrennt lebende Frau Charlotte Katharina geb. Gräfin von Bose abtreten. Sie war Gutsherrin von 1730 - 1766
Lebenszeit: 1702 – 1766
- Am 15. Dezember 1730 wurde Schloss Jahnishausen durch einen Brand schwer beschädigt. Es wurde nichts zu einem Wiederaufbau unternommen, da Familie von Callenberg selten in Jahnishausen anwesend war. Nach dem Brand wurde sehr wahrscheinlich das neben dem Schloss stehende Kavaliershaus (sog. "altes Schloss") zu Wohnzwecken genutzt.
- Ein Gerichtsverwalter führte die Geschäfte des Patrimonialgerichtes.
- Der Wirtschaftsbetrieb war verpachtet.
- Das Ende ihres Lebens scheint Frau von Callenberg in Jahnishausen verbracht zu haben. Sie wurde nach ihrem Tod 1766 in der Pausitzer Kirche beerdigt.
Charlotte Katharina Gräfin v.Callenberg, geb. v.Bose, 1740 Jugendbildnis August Reinicke Karl Graf v. Callenberg, 1713
1.16 1766 beerbte August Reinicke Carl Graf von Callenberg seine Mutter; Gutsherr von 1766 - 1786
Lebenszeit: 1722 - 1795
- Von Callenberg war kursächs. Kammerherr, Generaladjutant des Kurprinzen, 1766 sächsischer Gesandter in Bayern, später sächsischer Gesandter in Dänemark.
- Auch er unternahm weiterhin nichts zum Wiederaufbau des Schlosses und auch der Jahnishausener Kirche, die 1779 wegen Baufälligkeit größtenteils abgetragen werden musste.
- 1775 erfolgte in Prausitz die Grundsteinlegung zu einem Kirchenneubau. Von Callenberg als Kollator brauchte sich an den Baukosten nicht beteiligen, da die Gemeinde sehr vermögend war.
- 1777-1783 verweigerte Graf Callenberg die Straßenbaudienste (Ausheben der Gräben) an der Hohen Straße von Leipzig-Breslau (Via Regia).
- 1781 besaß Rittergut Jahnishausen den Salzschank (Salzverkaufsmonopol) in den gutszugehörigen Dörfern.
- Finanzielle Schwierigkeiten von Callenbergs führten zum Konkurs. Das Rittergut Jahnishausen wurde1786 zwangsversteigert.
1.17 1786 ersteigerte Christoph Dietrich von Plötz, Gutsherr von 1786 – 1796, das Rittergut Jahnishausen.
Lebenszeit: 1719 (Ebersbach bei Döbeln) – 1799 (Meißen)
1741 Heirat mit Johanna Frederika Kirchner.
- Von Plötz war kursächsischer Hauptmann.
- Durch geschicktes Kaufen und Verkaufen von sieben Rittergütern in Folge hatte er es zu ansehnlichem Vermögen und Grundbesitz gebracht. Die Gläubiger von Graf Callenberg wollten nicht an den diesbezüglich bekannten Dietrich von Plötz verkaufen, der es durch einen Mittelsmann dennoch ersteigern konnte.
- Von Plötz ließ das das immer noch zerstörte Schloss soweit herrichten, dass es wieder bewohnt werden konnte.
- Seinem Antrag auf Einrichtung eines Betsaales im Schloss stimmte das Dresdener Oberkonsistorium zu, da seine Frau krankheitsbedingt keine weiten Kirchwege zurücklegen konnte. Im Juni 1788 sollte der erste Gottesdienst durch den Pausitzer Pfarrer gehalten werden. Da der Saal jedoch viel zu klein für die gesamte Gemeinde war, zog das Konsistorium die Genehmigung auf Antrag von Pfarrers und Gemeinde wieder zurück. Es wurde der Bescheid erteilt, dass erst wieder Gottesdienste in Jahnishausen stattfinden dürften, wenn das verfallene Kirchengebäude wiederhergestellt sei.
Der ehrgeizige Plan von Ch. D. v. Plötz, das Kirchenschiff nach Pausitzer Vorbild größer und in rechteckiger Form neu zu errichten, bekam von den Behörden keine Zustimmung. So entstand der Kirchenbau auf dem ursprünglichen ovalen Grundriss neu. Bereits am Reformationstag 1790 konnte die Einweihung erfolgen.
Für diese schnelle Realisierung hatte sich v. Plötz allerdings einiger unlauterer Mittel bedient, die anhaltenden Unfrieden in der Bevölkerung auslösten. So wurden von ihm 500 Taler aus der Reichenbachschen Schulstiftung zweckentfremdet, Hand- und Spanndienste der dienstpflichtigen Bevölkerung weit über ein übliches Maß hinaus erzwungen. Widerstand wurde gebrochen mit der Drohung (bzw. auch Anwendung) erwachsene Söhne zum Militärdienst einzuziehen. Die Gemeinde sah sich gezwungen, einige Prozesse gegen den Gutsherrn anzustrengen, die erbittert geführt wurden und erst 1796 zu Gunsten der Kläger beigelegt werden konnten.
- Als verdienstvoll wurde von der Bevölkerung anerkannt, dass v. Plötz die Lehrerstelle in Prausitz, die seit dem Tode des von der Marie Sophie v. Reichenbach eingestellten Lehrers über Jahre hinweg unbesetzt geblieben war, neu einrichtete.
- Negative Stimmungen in der Bevölkerung betreffs ihres Gutsherrn gipfelten in den Bauernunruhen des Sommers 1790. Die aufgebrachte Bevölkerung brachte v. Plötz in ernsthafte Bedrängnis und erpresste Zugeständnisse zu Wiedergutmachungen. 8 Das zur Hilfe geeilte Militär aus Meißen beendete zwar die bedroh liche Lage für den Gutsherren und seinen Gerichtsverwalter, aber der Jahnishausener Besitz war v. Plötz so nachhaltig verleidet, dass er das Rittergut 1796 verkaufte und bis zu seinem Tod 1799 auch kein neues Gut mehr erwarb.
8) - Friedrich Ernst von Liebenroth „Fragmente aus meinem Tagebuche, insbesondere die sächsischen Bauernunruhe betreffend“, Dresden u. Leipzig, 1791, Seiten 222ff, 226ff Digitalisat
- Hellmuth Schmidt „Die sächsischen Bauernunruhen des Jahres 1790“ In: Mitteil. des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen, 7. Band, 1909, Seiten 361 – 365 Digitalisat
1.18 1796 erwarb Georg Wilhelm Graf von Hopfgarten, Gutsherr 1796 – 1813, das Rittergut Jahnishausen.
Lebenszeit: 1740 (Dresden) – 1813 (Freiberg)
1766 Heirat mit Christiane Frederike von Bieberstein (1751- 1783), 10 Kinder.
1787 Heirat mit Johanne Elisabeth Wilhelmine von Rex, geb. von Schönberg (1743-1820) 1 Kind
- Von Hopfgarten war kursächsischer Kabinettsminister und Minister des Inneren, wirklicher Geheimrat und Direktor der Gesetzkommission 9, später königl. sächs. Kabinettsminister und Staatssekretär. Die innere Verwaltung oblag ihm von 1804 bis 1813 als Kabinettsminister. 10
- Kirchliche Ämter/Titel: Domprobst, bzw. Domdechant im Hochstift Meißen, Capitular und Domcantor am Domstift Naumburg.
- Ritter des Johanniter-Orden, Balley Brandenburg, Ritter des Königl. Sächs. Ordens der Rautenkrone und des Malteser-Ordens.
- Grundbesitz /Güter, bzw. auch Beteiligungen: Mülverstädt (Nähe Mühlhausen, Thüringen), Jahnishausen, Mechterstädt (Nähe Gotha), Ebenheim (Nähe Gotha), Burla (Nähe Gotha), Rammelburg (Nähe Mansfeld), Weingarten (Nähe Gotha), Großjena (Nähe Naumburg).
- 1763 Gemeinsame Kavalierstour mit Friedrich Baron v. Bose. Unterwegs ergab sich vom 12.8. bis zum 24.12. eine freundschaftliche Reisebegleitung mit der auf "Wunderkindtournee“ befindlichen Familie Mozart. 11
- 1790 Erhebung in den Reichsgrafenstand.
- 1791 Das aufgrund des sächsischen Bauern-Aufstand verordnete „Mandat gegen Tumult und Aufruhr“ trägt seine Unterschrift neben der des Kurfürsten Friedrich August III. 12
- 1800 übernahm von Hopfgarten die Vormundschaft für Jeanette von Schönberg, der späteren Frau von Hans Georg von Carlowitz (einem der engsten Freunde von Novalis) später sächsischer Minister und Bundestagsgesandter (Dt. Bund / Frankfurt Main) mit humanistisch-liberaler Ausrichtung.
- 1803 Johann Gottfried Herder besuchte in seinem letzten Lebensjahr Dresden und zählte v. Hopfgarten zu den Menschen, die ihm dort mit besonderer Achtung begegnet waren.13
Schloss Jahnishausen Lithographie: Blau nach Heise In: "Album der Schlösser und Rittergüter [...]", Bd.2 Leipzig, 1858 Archiv der ADJ e.V.
Das Bild zeigt Schloss Jahnishausen in der baulichen Fassung von Georg Wilhelm von Hopfgarten.
- Nach dem Kauf des Ritterguts Jahnishausen beginnt v. Hopfgarten 1796 mit Bautätigkeiten. Durch ein Zusammenziehen (Zusammenbauen) der Gebäude um das Hoftor wird eine geschlossene Ensemblesituation mit schlichten Bauformen geschaffen: 1796 – Umbau Pächterhaus, 1800 - Fertigstellung Kavaliershaus, 1808 Fertigstellung Torhaus, Umbauten und Verschönerungen am Schloss.
- Es ist wahrscheinlich, aber bisher nicht belegbar, dass der Beginn einer Schlossgartenanlage in Form eines englischen Parks auf v. Hopfgarten zurückgeht. Vergleichbares wird von der Anlage eines Parks beim Herrenhaus Großjena (durch v. Hopfgarten) berichtet. Die dazu notwendigen und nicht unerheblichen Mittel waren jedenfalls vorhanden.
- Der Pausitzer Pfarrer Pötzsch berichtet 1888 über v. Hopfgarten: Dieser Herr brachte seinen Gerichtsunterthanen die sehnlichst erwünschte Ruhe und gesetzliche Ordnung. Verderbliche Prozesse erreichten in wenig Jahren ihr Ende und alle fühlten sich glücklich und tathen ihre Obliegenheiten heiter und froh. Das in aller Hinsicht als halb wüste zu betrachtende Jahnishausen fand in ihm einen neuen Schöpfer. Die unter dem Vorbesitzer auf die alten Mauern wieder erbauten und notdürftig wieder unter das Dach gebrachten Schlossgebäude hat dieser Herr – soweit sich überhaupt aus den selben noch etwas machen liess – mit vielen Kosten ausgebaut. Überhaupt musste jeder, der das alte Jahnishausen gesehen, eingestehen, das jetzige sei wenigstens ein neu Jahnishausen. Digitalisat
- 1803 erfolgte die Einweihung einer Schule in Prausitz, die durch Initiative von G.W.v.Hopfgarten realisiert werden konnte. 14
- Am 8. März 1813 ereilte Georg Wilhelm v. Hopfgarten in Freiberg der Tod. Er war in Begleitung von König Friedrich August I. auf dem Wege nach Prag, um dort mit österreichischen Gesandten einen geheimen Vertrag über ein Ausscheren Sachsens aus dem Bündnis mit Frankreich zu schließen. 15
Die Beerdigung erfolgte im Carlowitzschen Familiengrab in St. Petri, Freiberg.
9) Karl Hopf „ Historisch-Genealogischer Atlas, 2. Bd., 3. u. 4. Lieferung, Gotha, 1866, S.120
10) - Reiner Gross „Geschichte Sachsens“ Edition Leipzig, Leipzig, 2002, Seite 182
- Sächsische Biographie der ISGV: http://saebi.isgv.de/suche/ Suchbegriffe: Hopffgarten u. Georg Wilhelm (Hopffgarten mit Doppel-f)
11) - Rudolph Angermüller, „Mozarts Reisen in Europa 1762 – 1791“ Tecklenborg Verlag, 2004, Seiten 44, 78, 120
- Erich Schenk „Wolfgang Amadeus Mozart““, Wien, 1955, Seiten 103, 132f
- Georg Nikolaus von Nissen „Biographie W.A, Mozarts“, Hildesheim-Zürich-New York, 1984, S. 37ff
12) - Amtsdruckschrift, Unterzeichner: Friedrich August, Georg Wilhelm Graf von Hopffgarten, Carl August Segnitz „Mandat wider Tumult und Aufruhr“, Dresden, 1791 Digitalisat
- Reiner Gross „Geschichte Sachsens“ Edition Leipzig, Leipzig, 2002,S. 178
13) Maria Carolina von Herder „ Erinnerungen aus dem Leben Joh. Gottfrieds von Herder,“ Bd.3, Stuttgart und Tübingen, 1830, S. 227 Digitalisat
14) Eduard Nagler „Chronik von Prausitz“, Riesa, 1882, S. 62
15) - R. Kötzschke / H. Kretzschmar “Sächsische Geschichte“ Würzburg, 2002, S. 304
- Otto Eduard Schmidt „Drei Brüder Carlowitz“ Leipzig, 1933, Beginn von Kapitel 11 Digitalisat
- Winfried Halder „Friedrich August III./I.“ In: „Die Herrscher Sachsens“ München, 2004, Seite 217f
- E. Gretschel / F. Bühlau „Geschichte des sächs.Volkes und Staates“, Bd. 3, Leipzig, 1853, S. 453 Digitalisat
- J.S.Ersch / J.G.Gruber „Allgemeine Encyclopädie […]“ 2.Section, Bd.10, S. 423 Digitalisat
1.19 Von 1813 – 1824 ist Rittergut Jahnishausen im Besitz einer Erbengemeinschaft aus sechs Töchtern von Georg Wilhelm v. Hopfgarten:
Wilhelmine Ernestine Frederike Gräfin Vitzthum von Eckstädt (1767 – 1837)
Karoline Amalia Auguste Gräfin v. Bünau auf Dahlen (1770 – 1858)
Charlotte v. Watzdorf (1774 – 1840)
Louise Friederike von Gersdorf (1775 – 1831)
Marianne Karoline von Gersdorf (1776 – ?)
Karoline Konstanze von Schleinitz 1788 – ?)
Verwalter in Vertretung der Erbengemeinschaft war Graf Günther von Bünau auf Dahlen
Lebenszeit: 1768 (Wölkau) – 1841 (Dahlen)
- Von Bünau war verheiratet mit Karoline Amalia Auguste von Bünau, geb. v. Hopfgarten
- Von Bünau war Hofrat, Justizrat, wirkl. Geheimrat und Landtagsmarschall.
- "Schumanns Lexikon von Sachsen", Bd. 4, 1817: Das Rittergut Jahnishausen ist altschriftsässig und gehörte dem Kabinettsminister Grafen von Hopfgarten. Das herrschaftliche Schloss in Jahnishausen ist schön, im neuern Geschmack decorirt. 16
Der beschriebene Zustand entspricht sehr wahrscheinlich der Abbildung oben.
Schriftsässigkeit, auch (kanzlei)schriftsässig, ist die frühere Bezeichnung für Grundherrschaften (wie zum Beispiel Rittergüter), deren Besitzer unter den oberen Landesgerichten als erste Instanz in Rechtsstreitigkeiten standen. Die Schriftsässigkeit war an das Gut und nicht an die Person des Grundherrn gebunden. Wikipedia
- Der Wunsch nach einer Erbteilung veranlasste 1824 eine Versteigerung des Rittergutes.
16) August Schumann „[...]Lexikon von Sachsen“, Bd. 4, Zwickau, 1717, S.2 62f Digitalisat
1.20 1824 ersteigerte Christian Gottlieb Graf von Hohenthal auf Hohenpriessnitz das Rittergut Jahnishausen.
- Von Hohenthal hatte das Rittergut erworben, um es seinem Sohn zu schenken, der in Leipzig studierte. Da sein Sohn unglücklicherweise kurz darauf verstarb, 17 wollte er den Besitz nicht behalten, da er zu sehr mit wehmütigen Erinnerungen behaftet war. Er überließ ihn im November desselben Jahres käuflich dem Prinzen Johann, Herzog zu Sachsen, späterer König Johann von Sachsen.
17) J.S.Ersch / J.G.Gruber „Allgemeine Encyclopädie […]“ 2.Section, Bd. 9, S. 407 Digitalisat
Teil 1 Bis 1824 Besitzer aus dem Sächsischen Adel
Teil 2 824 – 1945 Besitzer aus dem Sächsischen Königshaus
Teil 3 1945– 2001 Staatsgut / Volkseigenes Gut / Treuhandanstalt
Teil 4 2001 - heute Gut Jahnishausen eG / Accademia Dantesca Jahnishausen e.V.
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